Hinterhofwohnungen waren schon immer Brutstätte für Musikschaffen ganz be-
sonderer atmosphärischer Couleur. Ein-Mann-Projekte wie "Lehmann" bringen
diese Regel stets wieder auf den Punkt ! In unserem Fall ist das Ambiente
das eines fränkischen Hinterhofes (mitsamt erzkatholischer Universitätsstadt
außenrum) - triste-originell, wenn man so will. Und wenn sich zu dem Ganzen
dann noch verschmitzt-melancholisches Songwriting, digital aufgenommen,
aber handgemacht, gesellt, heißt es: Zuhören. "Langeweile in epischen Breit-
seiten" / "Musikalischer Kampf gegen digitale Perfektion - Einser und Nullen
mit ihren eigenen Mitteln schlagen" / "Musik für die gepflegte Kontemplation
dazwischen" etc., so oder ähnlich sieht man sich selbst / wird gesehen. Aber
was heißt das schon ?


Lehmanns Lieder laden dazu ein, sich auf dem Teppich niederzulassen, den
kredenzten Schoppen für Wein zu halten und in der Glut der langsam aber
stetig abglimmenden Fluppe (oder ähnlichem) ein unverkennbares Sinnbild
des Jammertals unseres Daseins zu sehen. Denn "man soll das Traurige so-
lange betrachten, bis es einem zum Lachen bringt" (S. Beckett). Tocotronic-
ieskes Gitarrenseufzen, musikalisch wunderbar unterlegt mit allerei elektro-
-sphärischem Firlefanz und gelegentlichem Piano bis Saxophon, das ist der
musikalische Part. Underground meets Jazz, mag man da manchmal denken.
Die Texte: Lyrisch eigentlich, aber auch ein "bißchen Postpostmoderne, Re-
signation, Humor und Generation X, X wohlgemerkt, nicht @, E oder Golf"
(so Lehmann). Und manch eine Passage erinnert auch ein bißchen an Gru-
ben. "Der Ehrgeiz und die Faulheit betranken sich bei mir zuhaus / die eine
stieg in mein Bett, den anderen warf ich hochkant raus ..." -aus: Notfalls
(Ich schieb's auf). So oder ähnlich geht auch alles andere seine Wege in
Lehmanns Musikwelten. Und am Ende ist wiedermal nichts klar: Nicht wo-
her die Koalaplage gekommen ist, nicht was es mit Madame Kelber am
Klavier auf sich hat und eines schon gleich gar nicht: Wie man mit einem
Comodore-Mikrofon für 5 DM + Soundkarte solche Aufnahmen zustande-
bringt. Wir können Lehmann und seine - ausschließlich im Internet publizi-
zierten Produktionen - allen nur wärmstens ans Herz legen ! Gerade in die-
sen kalten Zeiten. Denn was soll man sagen (und damit hat Lehmann das
letzte Wort), "am Ende ist doch alles Kaugummi-Melancholie".





 

 


 






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Kontakt: krischan@postpostmoderne.de

Lehmanns Debutalbum "Koalaplage", mehrere Internet-Singles sowie
das neue Album "Schüttel Deine Welt ! Haha." können internettlich
kostenlos & ohne doppelten Boden heruntergeladen werden:
http://www.postpostmoderne.de

 
 
  Notfalls (Ich
    schieb's auf)
real audio
  Koalaplage real audio
  Tag ! Keine
    Meinung.
real audio
  Jetzt heißt es ... real audio
   Download Real
      Player
  WS 98
  WS NT
 
 
 
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